Mehrere hundert Studierende protestieren damit gegen Bildungsabbau - Besetzung weiterer Hörsäle gerade im Gange
Wien - Schon beim Betreten der Uni Wien fallen die Protestierenden auf. Rund um die Eingänge des Audi Max der Uni Wien haben sich Menschentrauben gebildet. Ein Student atmet in Erwartung seiner Vorlesung verärgert aus: "Hörsäle besetzen ist echt das Letzte". Das sehen mehrere hundert Demonstranten anders. Ausgangspunkt der Protestaktion war eine Demonstration im Sigmund-Freud-Park vor der Votivkirche. Unter dem Titel "Die Uni brennt!" wurde gegen Zugangsbeschränkungen, einer "Demokratisierung der Unis und gegen eine Ökonomisierung der Bildung demonstriert.
"Bildung für alle - und zwar umsonst!"
Im Anschluss ist die Demonstration zu einem Zug durch mehrere Uni-Hörsäle geworden. Mehrere hundert StudentInnen, die dem Aufruf der Hochschülerschaften (ÖH) der Akademie der bildeten Künste und der Universität Wien zur Demonstration gefolgt waren, besetzten schließlich um 13.00 Uhr das Audimax der Uni Wien, den größten Hörsaal der Universität Wien. Dieser ist mittlerweil fast vollständig gefüllt. Vorher waren die StudentInnen durch die Universität gezogen und hatten Parolen wie "Bildung für alle - und zwar umsonst!" skandiert. Schon seit Dienstag haben Studierende und Lehrende der Akademie der bildenden Künste ihre Universität besetzt um gegen drohende Einsparungen und die Einführung des Bachelor-/Master-/PhD-System zu demonstrieren (derStandard.at berichtete).
Weitere Besetzungen geplant
Im Plenum wurde die weitere Vorgangsweise diskutiert. Per Handzeichen wurde beschlossen, dass das Audi Max bis Freitag besetzt bleiben soll. Weitere Besetzungen sind geplant bzw. werden zurzeit durchgeführt. Geht es nach den Studierenden so soll der Hörsaal 1 des Neuen Institutsgebäudes ebenso besetzt werden wie ein Seminarraum. Arbeitsgruppen wurden installiert, immer mehr Studierende finden ihren Weg in den Hörsaal, manche angezogen durch den Auflauf, manche schauen bei ihren Kollegen zwischen zwei Vorlesungen vorbei. Inzwischen machen es sich die Studierenden gemütlich. Für Musik, Essen und Getränke soll gesorgt werden.
Rektorat sucht Ansprechpartner
Cornelia Blum, Sprecherin des Rektorats der Uni Wien, erklärt auf Anfrage von derStandard.at: „Wir sind momentan intensiv bemüht, herauszufinden, wer genau mit welchen Absichten und welchen Hintergründen an der Besetzung beteiligt ist". Das Anliegen der Uni Wien: Möglichst umgehend soll der reguläre Vorlesungsbetrieb wieder aufgenommen werden. „Wir brauchen jede Stunde Hörsaal", so Blum. Stündlich müssten 800 Studierende wegen der Besetzung auf ihre Lehrveranstaltungen verzichten.
„Die StudentInnen sind zwischen verzweifelt und wütend", berichtet sie, die Telefone in den Beratungsstellen liefen auf Hochtouren. „Wir haben alle Hände voll zu tun, den StudentInnen das zu erklären".
Räumung "viele Schritte" entfernt
Was, wenn die Demonstranten das Audimax nicht räumen wollen - würde die Uni Wien dann auch die Polizei einschalten? „Wir sind noch so viele Schritte von so etwas entfernt, jetzt versuchen wir einmal, einen Ansprechpartner herauszufinden", beruhigt Blum.
derStandard.at berichtet in diesem Artikel über die weiteren Entwicklungen. (Sebastian Pumberger, Anita Zielina, derStandard.at, 22.10.2009)
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